|
D E R B R U D E R
Helmut Reichenstein
Eines Tages hatte ich eine Einladung in London bei einer Familie, kurz nach dem Krieg, zum Abendessen. Die Dame des Hauses stellte mich vor: Das ist Siggy Reichenstein. Der andere kam gerade aus dem Flüchtlingslager aus Deutschland, er war im Rigaer Ghetto. Da sagte er: Reichenstein, an den Namen kann ich mich doch erinnern. Ich habe mit jemand Fußball gespielt im Ghetto. Da war ein Junge Helmut Reichenstein. Er sagte sofort dazu: Mach dir keine Hoffnungen, denn der lebt nicht mehr.
Viele Jahre nach dem Krieg bekam ich plötzlich durch das britische Red Cross eine Nachricht, dass durch das sowjetische Rote Kreuz ein Helmut Reichenstein seinen Bruder sucht. Am nächsten Tag ging ich mit diesem Brief zur Roten Kreuz-Stelle in London. Ich schrieb einen Brief und fragte ihn: Wie kommen wir zusammen? Es kam ein Brief zurück mit einem Foto. Ich habe ein Visum beantragt, fuhr nach Odessa, sah meinen Bruder, seine Frau und seine Tochter.
[zurück] [weiter]
|
|
Siggy und Helmut Reichenstein mit einem Nachbarskind auf dem Balkon der Wohnung Roonstraße, Köln 1938/39
|
|