S I G G Y R E I C H E N S T E I N
Kurzbiografie
Siggy Reichenstein wurde im März 1923 geboren und wuchs mit seinen zwei Schwestern Nelli und Helga und seinem Bruder Helmut neben der Synagoge Roonstraße in Köln auf. Da seine Eltern Leo und Elli Reichenstein Wert auf eine traditionsverbundene jüdische Erziehung legten, besuchte Siggy zunächst die orthodoxe Volksschule Morijah und später das jüdische Reform-Real-Gymnasium Jawne.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterten sich die Lebensbedingungen für die Familie Reichenstein immer mehr, sodass sie sich um eine gemeinsame Ausreise bemühten. Als dieser Versuch fehlschlug, entschlossen sich die Eltern schweren Herzens, ihren Sohn Siggy an einem von Erich Klibansky, dem Direktor der Jawne, organisierten Kindertransport teilnehmen zu lassen. Ende Mai 1939 verließ Siggy Reichenstein Köln und reiste nach Liverpool, wo er mit seinen Klassenkameraden der beiden Englischen Oberklassen der Jawne das Hostel in der Linnet Lane bezog.
Noch während des Zweiten Weltkrieges begann Siggy Reichenstein in Liverpool eine Lehre als Schreiner. Da die deutschen Behörden ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt hatten und deshalb in seinem Personalausweis "staatenlos" vermerkt war, wurde er nicht interniert. Auf Anraten eines Schulfreundes ging er nach London und begann im Metallhandel zu arbeiten. 1947 heiratete Siggy Reichenstein die aus Berlin stammende Hanna und gründete mit ihr eine Familie. Heute (2010) leben er und seine Frau in London; sie haben zwei Kinder und ein Enkelkind.
Siggy Reichenstein hat seine Eltern und seine beiden Schwestern nie wieder gesehen. Sein Vater starb in Köln, seine Mutter und Schwestern wurden nach Riga und dann nach Stutthof deportiert und ermordet. Auch sein Bruder Helmut wurde nach Riga und Stutthof deportiert und nach dem Krieg für tot erklärt. Erst nach vielen Jahren erfuhr Siggy Reichenstein durch das Rote Kreuz, dass sein Bruder überlebt hatte und in Odessa lebte.
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