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C H A R L E S H A N N A M
Kurzbiografie
Charles Hannam wurde 1925 als Karl Hirschland in Essen geboren. Zusammen mit seiner älteren Schwester Margot wuchs er in einer wohlhabenden Essener Bankiersfamilie auf. Sein Vater Max Hirschland leitete das Bankhaus "Levi Hirschland und Söhne". Nach 1933 war Charles Hannam massiven antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. 1937 starb seine Mutter an einer schweren Krankheit. Am 10. November 1938 wurde Karls Elternhaus in seiner Anwesenheit verwüstet. Sein Vater konnte sich der Verhaftung versteckt auf dem Dachboden des Hauses entziehen. Nach diesen Ereignissen intensivierte Max Hirschland die Anstrengungen zur Auswanderung seiner Kinder. Nachdem Margot eine Stelle als Hausmädchen in einem englischen Haushalt gefunden hatte, konnte auch Karl auf Vermittlung von Dr. Erich Klibansky, dem Direktor der Jawne in Köln, Deutschland verlassen.
Mit einem Kindertransport erreichte Karl im Mai 1939 England und wurde in einem Hostel in Ramsgate untergebracht. Mit Ausbruch des Krieges konnte das Hostel nicht mehr finanziert werden, sodass die Jungen aus Deutschland und Österreich in ein Lager für schwererziehbare Jugendliche kamen, wo sie Landarbeit verrichten mussten. Auf Initiative seiner Schwester Margot wurde Karl schließlich an der Gilbert Hannam Grammar School in Midhurst aufgenommen, wo er seinen Schulabschluss machen konnte. Im Anschluss bewarb er sich als Soldat bei der britischen Armee und legte auf Anraten des Rekrutierungsbüros seinen Geburtsnamen Karl Hirschland ab. Charles Hannam wurde allerdings nicht in Deutschland, sondern bis Kriegsende in Indien eingesetzt. Sein Vater Max Hirschland, der mit Rücksicht auf seinen Schwiegervater seine eigene Emigration aufgeschoben hatte, wurde 1942 von Essen in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er 1944 starb.
Charles Hannam arbeitete als Lehrer und später als Dozent an verschiedenen Universitäten. In drei autobiografischen Romanen schrieb er seine Geschichte nieder (A Boy in Your Situation, London 1977; deutsche Übersetzung: ... und dann mußte ich gehen. Die Geschichte eines jüdischen Jungen von 1933 bis 1940, Würzburg 1979; Almost an Englishman, Brighton/Portland 2008; Outsider Inside, London 2008). Charles Hannam, der drei Söhne und eine Tochter hatte, starb am 28. Mai 2015 in Devon.
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